Julia in Birmingham

Mein Austauschjahr in England werde ich bestimmt niemals vergessen. Es war eines dieser Erlebnisse, die dich so prägen dass sich deine Art, die Dinge zu sehen, total verändert. Das Gefühl das du hast während du dort ist, wenn du realisierst dass du es wirklich geschafft hast und, dass dir nun eine Zeit bevor steht, die nicht viele das Glück haben wenigstens einmal in ihrem Leben zu verbringen ist unbeschreiblich. Manchmal, wenn ich im Bus saß (den tollen roten Doppeldeckern die so typisch sind für England) um von der Schule nach Hause zu fahren, und ich die Umgebung draußen beobachtete, die an mir vorbeizog, überkam mich dieses Gefühl von Freiheit und von Stolz endlich den Schritt gewagt zu haben. Den ersten Schritt raus aus deiner kleinen begrenzten Welt, die du von Kindheit aus kanntest,  und rein in die große neue unentdeckte Welt voller Abenteuer. Ich hatte das Gefühl als könnte mich nichts mehr aufhalten, als wären alle Türen für mich offen. Das Leben in England war anfangs sicherlich nicht einfach. Ich fühlte mich wie ein Fremder unter Tausenden, ich musste mich erst an die  neue Lebensweise meiner Gastfamilie gewöhnen, an die Kultur und die Menschen dort. Ich kann mich erinnern dass ich anfangs sogar vorhatte, die 6 Monate zu kürzen und früher nach Hause zu fahren.  Doch mit der Zeit lernt man dieses „Fremde“ zu schätzen und zu lieben. Man passt sich an, man findet Freunde, Menschen und Gewohnheiten wachsen einem ans Herz und man fühlt sich einfach irgendwie zu Hause. Das ist wahrscheinlich auch die traurige Seite an so einem Austauschjahr: Die Gewissheit dass einem leider auch ein Ende bevorsteht und der damit verbundene Abschied von Freunden und Gastfamilien. Jedoch war es all das Wert, denn die Erinnerungen und Erfahrungen die ich während dieser Zeit gesammelt habe kann mir keiner mehr nehmen. Es gibt nichts Kostbareres das ich aus  England zurück in mein altes  Leben genommen habe. Ich weiß noch genau wie aufgeregt ich war als ich die ersten Informationen über meine Gastfamilie bekommen habe. Schon Wochen vor meiner Abreise  hatte ich mir ausgemalt wie meine Familie sein würde, wie England sein würde. Heute kann ich nur mehr darüber lachen. Ich habe mir einfach unnötig den Kopf zerbrochen über Dinge, die am Ende dann doch ganz anders gekommen sind als erwartet. Ich werde euch nicht genau erzählen wie mein Jahr war, wie ich Freunde gefunden habe, wie meine Gastfamilie und Schule war und was ich in meiner Freizeit gemacht habe, denn das ist meine, individuelle Geschichte. Kein Erfahrungsbericht wird gleich sein, denn jeder erlebt sein eigenes Austauschjahr anders. Wichtig ist nur was du selbst daraus machst. Es kommt nicht darauf an,  in welche Gastfamilie du kommst, an welchen Ort oder was für Erwartungen und Vorstellungen du hast. Lass einfach alles auf dich Zukommen und denk daran nie aufzugeben, egal wie schwer es anfangs vielleicht scheint. Es wird bestimmt eines der tollsten Jahre deines Lebens. Wenn ich mir vorstelle ich hätte diese Erfahrung nicht gemacht, werde ich richtig traurig weil ich jetzt weiß was ich verpasst hätte und wahrscheinlich einen ganz anderen Blickwinkel für gewisse Dinge hätte. Ich kann also nur allen Raten diese tolle Chance zu nutzen und Veränderung und Weiterentwicklung in euer Leben zu bringen. Wie meine Gastmutter mir zum Abschied sagte: „I remember the day you came as a shy little girl. And now you’re going  as a nice young woman with a lot of new experiences!”