Anna in Kelowna

Hallo! Ich heiße Anna und ich finde es unglaublich toll, dass ihr euch für ein Auslandsjahr interessiert. Ich kann es nur weiter empfehlen denn „I really had the time of my life!“ Ich war 10 Monate In Kelowna (ca 100.000 Einwohner) in British Columbia und ich habe so viel erlebt, neue Erfahrungen gemacht, Freunde gefunden und bin viel selbstständiger und erwachsener geworden.

Vermutlich machen sich viele von euch Gedanken um Die Gastfamilie. Ich habe die ersten Informationen ende Juni bekommen und ich war überglücklich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass keine für mich gefunden wird, dass mich niemand will. Das ist total überflüssig. Macht euch ja keine Sorgen, bis jetzt hat noch jeder eine Gastfamilie bekommen. Ich hatte eine wahnsinnig liebe Familie. Zwei kleine süße und sehr lebendige Kinder und zwei wirklich liebe Gasteltern. Sie haben mich richtig in die Familie aufgenommen und sich für mich interessiert und gekümmert. Meine Gastmutter war Vegetarierin und sie hatte ein Klavier!!! Was kann man noch mehr verlangen? ;-)

Nutzt unbedingt die Gelegenheit am Orientation Camp teilzunehmen. In Toronto hatte ich die Möglichkeit andere Austauschschüler kennen zu lernen und alle möglichen Fragen zu stellen und über Erwartungen und Ängste zu reden . Außerdem ist der Übergang in die neue Welt nicht so abrupt und die Niagarafälle sind echt einen Besuch wert. Im Orientation Camp habe ich eine Freundin gefunden die später auch noch auf meine Schule gegangen ist. Ich bin mit ihr regelmäßig in Kontakt und sie ist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden. Ich hatte so viel Spaß und wer will denn die Möglichkeit verpassen sich trotz Jet Lack die Nächte um die Ohren zu hauen? :-)

Ich bin eine Woche bevor die Schule angefangen hat angekommen. Meine Gastfamilie hat mich mit Plakat und einer Umarmung am Flughafen erwartet. Wir sind sofort ins Gespräch gekommen und ich habe mich so willkommen gefühlt. Die ersten Tage waren etwas ereignislos und ich habe sehr viel geschlafen. Ich konnte es nicht erwarten in die Schule zu gehen (was so ein Auslandsjahr alles bewirken kann) und neue Leute kennen zu lernen. Natürlich hatte ich auch Angst und das ist ganz normal. Ich bin in einen gelben Schulbus gestiegen und in meine neue Schule gefahren. KSS Kelowna Secondary School! 1700 Schüler von der 10 bis zur 12 Klasse. Ich habe den ersten Tag so ziemlich im Büro verbracht und meine Fächer ausgewählt. Das Fächerangebot ist riesig von Chor bis Nähen, Tanzen, Kochen, Rock History, Zeichensprache usw. Das Niveau der öffentlichen Schulen in Kanada ist sehr hoch. Die Lehrer sind motiviert, freundlich und sehr hilfsbereit. Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten den Unterricht zu folgen aber das hat sich nach ein paar Monaten erübrigt. Die Schulen in Europa sind strenger und machen viel weniger Spaß. Für ehrgeizige Schüler gibt es in Kanada“ honors classen“ und echte Herausforderungen! Wer mehr Spaß haben will und sich weniger auf die Schule konzentrieren will kann sich einfache Kurse nehmen. Das Sportangebot ist riesig und der „Schoolspirit“ unvergleichlich. Könnt ihr euch vorstellen im Pyjama in die Schule zu gehen oder ganz in Gold und schwarz gekleidet einer Eule zu zujubeln? Euch den Kopf zu rasieren um Geld für Krebskranke zu sammeln. Es gibt Haufenweise Events für die Abschlussschüler ( grade 12) manchmal ist es auch den Austauschschülern erlaubt daran teilzunehmen. Ich habe in der Schule übernachtet und bin zum Semiformal sowie zum Abschlussball gegangen. Obwohl ich in Kanada nicht meinen Schulabschluss gemacht habe, durfte ich wie alle anderen über die Bühne gegen und an der Zeremonie teilhaben. Es ist genau so wie in den Filmen, nur mit den Hüten werfen ist eigentlich verboten! Ich habe schnell Freunde gefunden. Mir war es sehr wichtig viele kanadische Freunde zu haben. Natürlich ist es einfacher sich mit Austauschschülern Freundschaften zu schleißen. Die sind auch neu und haben selbst noch keine Freunde. Die ersten Wochen waren eine Herausforderung, da alle in der Schule sich schon kannten und schon Freunde hatten. Aber meine Mitschüler waren echt lieb und haben sich für mich interessiert. Ich habe mich mit einem Mädchen von meinem Schulbus angefreundet und herausgefunden, dass wir auch noch in drei Kurse gemeinsam haben UND nur 20 Minuten voneinander entfernt wohnen. Es hat eine Weile gedauert bis ich mir so gute und tiefe Freundschaften aufgebaut habe, wie ich sie von zu Hause gewohnt war. Ich hatte eine Zeit wo ich mich recht unsicher gefühlt habe, da mir die Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde gefehlt hat. Doch damit klar zukommen  gehört zum erwachsen werden dazu. Ich war im Kammermusikchor mitgesungen und für den Performance Chor Klavier gespielt, außerdem habe ich noch einen „modern dance“ Kurs besucht. Alle Aktivitäten die von der Schule angeboten werden sind eine einmalige Gelegenheit um mit anderen Schülern in Kontakt zu treten. Auch wenn es in den ersten Wochen vielleicht nicht danach aussieht als ob ihr schnell viele Freunde finden werdet kann ich euch garantieren, dass ihr am Ende vom Jahr Freunde in aller Welt haben werdet. Ich habe so viel erlebt in diesen zehn Monaten und so viele Erfahrungen gemacht, dass ich gar nicht weiß wo anfangen. Mich haben drei Dinge besonders geprägt.

1. Ich war selbst verantwortlich für alles was ich tat. Ich musste lernen mit meinem Geld besser umzugehen und konnte nicht einfach meine Eltern um mehr fragen. Ich musste immer alles selbst organisieren und selber Verantwortung für mein Handeln übernehmen.

2. Die kanadische Art zu Leben und mit den Mitmenschen umzugehen hat mich sehr verändert. Kanadier sind unglaublich freundlich und offen und höflich. Ich habe gelernt meine Schlechte Laune nicht an anderen auszulassen, nichts für Selbstverständlich zu nehmen und dankbar zu sein für das was ich habe. Den Busfahrer zu grüßen, einen Fremden an zulächeln oder mit der Kassiererin einfach zu reden tut niemanden weh und es macht den Tag einfach schöner. Ich habe so viele gute Gespräche mit Fremden im Bus oder in einer Buchhandlung geführt. Ich versuche diese Offenheit mit in eine Stadt zu nehmen und nicht aufzuhören „ kanadisch“ zu sein.

3. Ich bin viel Selbstsicherer geworden. Es ist ein großer Schritt sein zu Hause zu verlassen und ins Unbekannte zu gehen. Jeder der das gewagt hat kann echt stolz auch sich sein. Jetzt weiß ich das ich alleine zurechtkommen kann und mich auf mich selbst verlassen kann. Ich habe jetzt eine genauere Vorstellung von meinen Zielen und was ich in meinem Leben erreichen möchte. Ich trau mir jetzt Wege und Karrieren zu  für die ich vorher nie den Mut gehabt hätte. Obwohl nicht immer alles einfach war und ich auch meine „downs“ hatte, habe ich in jeder Hinsicht von diesem Jahr profitiert. Ich kann es nur jedem weiter empfehlen und wünsche jedem der sich dazu entschließt viel Glück und alles Gute!